Schulunterricht: Corona-Strategie in Dänemark

Dänemark war Vorreiter in der EU und hat bei den Corona-Lockerungen die Schulen an erster Stelle geöffnet. Schon kurz nach Ostern wurden die Bildungseinrichtungen - zuerst für die Jüngsten bis Klasse 5 - unter strengen Auflagen geöffnet. Wie die Wiederöffnung der Schulen funktioniert hat und wie in Zeiten der Pandemie unterrichtet wird, erzählt Lotte Tingsager, eTwinning-Botschafterin und Lehrerin.

#edustories #schuleat #bildungstv #educationgroup #bildung #coronakrise #letstalk

„Alle vasker hoender ved ankomst!“- „Wasche deine Hände wenn du ankommst“

Zurück in die Schule hieß es zuerst für die Jüngsten, denn in Dänemark arbeiten normalerweise beide Eltern, meistens Vollzeit. Durch diese Regelung wollte man die Eltern entlasten, sie sollten sich nicht gleichzeitig um die Kinderbetreuung, Schulunterricht und ihren Job kümmern müssen, erklärt Lotte Tingsager. Der Schulunterricht findet natürlich unter strengsten Sicherheits- und Hygienemaßnahmen statt. Die Klassen wurden in kleine Gruppen aufgeteilt, mit nur 10 bis 15 SchülerInnen in jeder Gruppe. Dadurch brauche es jetzt aber auch mehr Lehrkräfte, um die Unterrichtstunden abhalten zu können. Außerdem muss Abstand gehalten werden und die SchülerInnen müssen sich jedes Mal die Hände waschen, wenn sie das Schulgebäude betreten, so Tingsager.

„Es funktioniert ganz gut. Den Schülern sind die Regeln sehr bewusst und sie waschen sich bei jedem Betreten des Schulgebäudes die Hände. Zu Beginn mussten sie sich auch die Hände waschen, wenn sie die Schule verließen, aber das haben wir wieder geändert.“

Dänemark: großes Vertrauen zwischen Schule und Eltern 

Neben den Sicherheitsvorkehrungen setzt man in Dänemark vor allem auf Autonomie und Vertrauen. Das Verhältnis zwischen Schule und Eltern sei gut, man vertraue einfach darauf, dass sich die jeweilig andere Seite an die Regeln halten würde, so die eTwinning Botschafterin. „Wir vertrauen den Eltern, dass sie uns keine kranken Kinder in die Schule schicken. Wenn ein Kind Krankheitssymptome wie etwa Husten oder erhöhte Temperatur zeigt, wird es nach Hause geschickt.“ Die Schulen wiederum bemühen sich, die Ansteckungsflächen des Virus einzudämmen. In jeder Pause werden die Klassenräume gelüftet, die Tische und Stühle gereinigt und wenn möglich, finden manche Unterrichtseinheiten sogar im Freien statt.

Dänemark hat frühzeitig gehandelt, ist anfangs schnell in den Lockdown gegangen und setzt jetzt auf vernünftige Hygienemaßnahmen. „Natürlich hat es auch unsere Wirtschaft negativ beeinflusst aber wir haben fast keine Menschen zu beklagen, die am Virus gestorben sind und das ist sehr gut“, lobt Tingsager das schnelle Handeln der sozialdemokratischen Regierung.

Doch nicht immer werden die Regeln eingehalten

Manche Schwierigkeiten blieben laut der Lehrerin aber auch im Vorbildland Dänemark bestehen. Für kleine Kinder sei es nach wie vor schwierig, sich nicht umarmen zu dürfen oder nicht abklatschen zu dürfen. Dass die selbstverständlichsten Berührungen nun untersagt sind, sei für die Jüngsten schwer zu verstehen und noch schwerer einzuhalten.

„Für die jüngeren Kinder ist es schwierig, auch jetzt noch. Ich unterrichte jüngere Kinder, sie sind gerade in 2 Gruppen geteilt, je 13 Schüler pro Gruppe und vermissen die anderen Kinder, mit denen sie sonst in die Klasse gehen, sehr."

Die Kinder würden sich deshalb oft vor der Schule oder am Heimweg von der Schule bei Mc Donalds treffen, um wenigstens kurz Zeit miteinander zu verbringen. Eine Situation, die die Schulen nur bedingt kontrollieren können, so Tingsager. Die etwas älteren Schüler wiederum würden die Zeit des Online-Unterrichts sogar schon vermissen. So manch einem gefiel der Unterricht via Zoom oder Skype deshalb so gut, weil man da doch etwas länger ausschlafen konnte.

Schule ist (wieder) ein sozialer Ort

Die Corona Krise hat laut der Pädagogin nicht nur negative Folgen für das Schulsystem. Im Hinblick auf das soziale Miteinander etwa, hätten die neuen Sicherheitsvorkehrungen positive Änderungen hervorgebracht. Ältere Kinder seien es gewohnt gewesen, in den Pausen in den Klassen zu bleiben und auf ihre Handys zu schauen. Sie verbrachten die Zeit, die eigentlich zum Entspannen gedacht ist, auf sozialen Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok und Co.

„Jetzt müssen die Kinder, auch die Älteren, in den Pausen nach draußen gehen, da die Räume gereinigt werden. Sie spielen wieder miteinander und sie lieben es! Das ist wirklich etwas Gutes, das in der Corona Situation entstanden ist. Die gemeinsam genutzte Pausenzeit bringt die Kinder zusammen, sie sind wieder eine Einheit!“.

…und Dänemark?

Sei an den neuen Aufgaben gewachsen. Die Art wie unterrichtet wird, und die Art wie Online Tools genutzt werden, habe sich laut Tingsager rapide verbessert.
„Wir haben neue Technologien kennengelernt, obwohl es eine steile Lernkurve war. Eine Sache, die wir aus Covid19 lernten war, einen neuen Weg zu finden, wie man Dinge tut - überdenken, wie man alltägliche Lehrmethoden online umsetzen kann.“

Dennoch wünscht sich die Pädagogin für die Schule der Zukunft vor allem eines: Dass die Kinder in der Schule und nicht von Zuhause aus unterrichtet werden!
Denn nicht alle Inhalte lassen sich online vermitteln. Man könne etwa keine Sprache lernen, wenn man nicht mit einer anderen Person spricht. Es sei schwierig, alles online zu unterrichten und der persönliche Kontakt, das Miteinander, sei und werde auch essentiell bleiben.