Josef Hofer gibt Einblicke in seinen Unterricht per Videokonferenz

Josef Hofer, Lehrer an der PMS Marianum im mühlviertlerischen Freistadt, gibt uns Einblicke in seinen Mathematikunterricht, den er seit Corona über Videokonferenz abhält. Wie er seine 3b-Klasse dabei bei Laune hält, was sich bewährt hat, welche Regeln und Rituale wichtig sind und vieles mehr erzählt er in unseren #edustories.

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„Kleinere Geschwister haben an der Videokonferenz genauso teilgenommen wie so mancher Elternteil, der im Verborgenen zugehört hat“

Wie kann der Unterricht zu Corona-Zeiten weiter laufen? 

Josef Hofer hat sich seit Corona relativ schnell dem Thema Videokonferenz gewidmet und sich die Frage gestellt, wie der Unterricht bestmöglich fortgeführt werden kann. "Ich bin froh, dass ich mich in diese Thematik vertieft habe - fast alle Videokonferenz-Tools eignen sich fürs Distance Learning mit Kindern - sie unterscheiden sich nur in Details, und man muss halt dann für sich selbst entscheiden, was einem persönlich am wertvollsten ist. Auch die Datensicherheit und der Datenschutz der SchülerInnen ist ein wichtiger Aspekt", so der Mathematiklehrer. Technisch gesehen haben sich für ihn 2 Bildschirme (wobei das kein Muss ist) sowie eine Dokumentenkamera sehr gut bewährt. Auf einem Bildschirm läuft die Videokonferenz, bei der man die SchülerInnen im Auge behält, am zweiten Bildschirm werden die Lerninhalte mit den SchülerInnen geteilt. Die Dokumentenkamera ermöglicht es, direkt im Schulbuch oder im Heft zu arbeiten und die Lernenden sehen so neben dem gesprochenen Wort auch das zeitgleiche Schreiben bzw. die Mitschriften der Lehrperson. 

Von Hoppalas und Videkonferenz-Tücken...

Der Unterricht via Videokonferenz hat natürlich auch seine Tücken. So hatte Josef Hofer unter anderem mit unzureichendem W-LAN in manchen Mühlviertler Gemeinden zu kämpfen oder aber mit einem "Schremmhammer", der in der Umgebung einer Schülerin zu bohren begonnen hatte und den Unterricht für einige Minuten zumindest audiotechnisch für die Klasse lahmgelegt hat. Interessant ist für ihn auch, dass der Unterricht über Videokonferenz oft auch zum "öffentlichen" Unterricht wird. Im Gegensatz zur gewohnten Lernumgebung in der geschlossenen Gruppe "Lehrkraft und SchülerInnen" ist die Videkonferenz ein komplett anderes Setting. "Kleinere Geschwister haben an der Videokonferenz genauso teilgenommen wie so mancher Elternteil, der im Verborgenen "zugehört" hat, schmunzelt Josef Hofer.

5 mal pro Woche Mathematik, täglich um 9:00 Uhr

Die tägliche Routine, 4 Stunden Mathematik aufgeteilt auf 5 Tage zu unterrichten und dabei  jeweils um 9:00 Uhr in der Früh zu starten, hat dazu geführt, dass die Anwesenheit nahezu bei 100 Prozent liegt. Der Unterricht über Videkonferenz ist nicht nur auf Josef Hofers Hauptfach Mathematik konzipiert, auch in Informatik oder Geometrisch Zeichnen wird Videkonferenz eingesetzt. "Durch die tägliche Routine und den nahen Kontakt mit den Kindern war es nicht notwendig, das Setting des normalen Unterrichtens groß zu verändern", freut sich Josef Hofer.

Unterricht muss Spaß machen!

Neben der Regelmäßigkeit ist auch der Spaßfaktor ein wesentlicher Teil des Unterrichts über Videokonferenz, welcher das soziale Gefüge maßgeblich unterstützt. So werden zum Beispiel am Vortag zwei SchülerInnen per Zufallsgenerator ausgewählt, die als "Witzekönige" für den nächsten Tag für die Darbietung eines Witzes zuständig sind. "Das soziale Miteinander, das bei Distance Learning schnell verloren gehen kann, versuchen wir dadurch zu kompensieren", sagt Josef Hofer. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für ihn, dass die Schüler-Mikrofone offen gelassen werden. Das erfordert viel Diziplin, ist aber für die Lehrer-Schüler-Gespräche enorm wichtig. Ebenso wichtig sei auch, die Kinder nicht mit zu langen Unterrichtssequenzen zu überfordern. "Man darf nicht vergessen, wie anstrengend das für die Kinder ist", so Josef Hofer.

"Ich begleite meine Videokonferenzen mit Präsentationsfolien"

Organisatorisches, Hausübungen oder Lernstoff werden während des Unterrichts über Folien transportiert. Im Nachhinein werden diese dann auf einer Lernplattform gepostet, wodurch auch die Sicherung des Lernstoffes gewährleistet ist. Arbeitsaufträge und Hausübungen werden über die Plattform "Seesaw" ausgetauscht. Bis 20:00 Uhr abends trudeln Hausübungen ein, die dann am Tag darauf gemeinsam besprochen werden. In Bezug auf das Schummeln setzt Josef Hofer stark auf die Eigenverantwortung seiner SchülerInnen. Bereits vor Corona wurde geregelt, dass jeweils 2 SchülerInnen ihre Hausübung auf der Plattform posten. Die anderen SchülerInnen können so ihre Aufgaben selbst kontrollieren oder bei Bedarf Hilfestellung erhalten. "Ich habe dadurch meine Rolle umgekehrt, ich bin nicht mehr derjenige, der nachforscht, wer abgeschrieben hat. Im Bereich "Lernen lernen" erreiche ich so wesentlich mehr", so Josef Hofer.

"Ab 18. Mai kombiniere ich Präsenzunterricht mit Videkonferenz-Unterricht"

"Mein Plan wäre, dass ich meine Erfahrungen, die ich jetzt mit Videokonferenz gemacht habe, in den Untericht ab 18. Mai einfließen lasse. Ich werde alle Schüler unterrichten - ein Teil sitzt live bei mir im Präsenzunterricht,  parallel dazu starte ich eine Videkonferenz, sodass auch die anderen Schüler zuhause daran teilnehmen können", ist Josef Hofer überzeugt.  Eines ist für den Mathematiklehrer jedenfalls klar: Corona gibt dem digitalen Lernen einen enormen Schub. Die Aufbruchstimmung solle jetzt genutzt werden, darüber nachzudenken, wie das digitale Lernen in den Regelunterricht eingebaut werden könnte - dort wo es Sinn macht!

Wer mehr erfahren möchte, dem sei Josef Hofers Blog "PMS Marianum Freistadt - Digitales mobiles Lernen in der Schule" empfohlen, auf dem er Einblicke in den Unterricht mit seiner Tabletklasse gibt: https://www.marianumtablets.com/