Klickköder & Co entlarven

Es ist wahrscheinlich einer der meist benutzten Begriffe unserer Zeit und er erlebt gerade jetzt durch die Corona-Pandemie Hochkonjunktur. Die so genannten „Fake News“ machen es uns schwer, Wahrheit von Fälschungen zu unterscheiden und können auch für Jugendliche schnell zur Gefahr werden. In unseren #edustories verraten uns Andre Wolf vom Verein Mimikama und Medienpädagoge Tom Beyer, wie man „Fake News“ erkennt und welches Rüstzeug PädagogInnen mitgegeben werden kann, um SchülerInnen im Umgang mit Medien zu sensibilisieren.

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Die Clickbait Schere

Das World Wide Web ist nicht nur ein Handwerkzeug zur globalen Vernetzung und vereinfacht weltweit Arbeitsprozesse, sondern eröffnet vor allem auch unendliche Möglichkeiten der Informationsübermittlung. Nicht zuletzt deshalb wird es immer wichtiger, die Medienkompetenz bei jungen Menschen zu schärfen. Der Verein Mimikama und der Medienpädagoge Tom Beyer haben es sich zur Aufgabe gemacht, ein „Handwerkzeug“ im Umgang mit gefälschten Medienberichten zu entwerfen.

„Es geht uns vor allem darum, die Sinne dafür zu schärfen, dass zum Beispiel auch wissenschaftlich fundierte Artikel im Internet manipuliert sein können“, kommentiert etwa Medienpädagoge Tom Beyer. Ein wesentliches Kriterium, auf welches man beim Konsum von Medien achten sollte, sei laut der beiden Medien-Experten vor allem die so genannte „Clickbait Schere“. Bei diesem Phänomen stehen Bild und Text nicht im originalen Zusammenhang, sondern werden aus ihrem ursprünglichen Entstehungshintergrund herausgerissen und miteinander kombiniert. „Vorschaubild und Text werden hier gezielt eingesetzt, um – wie es der Name schon sagt – vor allem Klicks zu generieren“, argumentiert Andre Wolf. Laut Tom Beyer sei diese Differenz zwischen Foto und Text gerade in Corona-Zeiten ein häufig auftretendes Muster. „Headline und eigentlicher Text unterscheiden sich derzeit vor allem in der Kernaussage. Leider werden sehr oft falsche Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung aufgebaut“, so Beyer.
Der Verein Mimikama entlarvte in den letzten Jahren immer wieder einzelne Berichterstattungen, Kettenbriefe oder auch Beiträge von Privatpersonen als Falschmeldung.

Laut dem „Fake-News Jäger“ Andre Wolf sollten Berichte und Artikel in fünf Schritten kritisch betrachtet werden:

  1. Achten Sie auf Begrifflichkeiten – Oft kann hier schon ein Hinweis auf eine Manipulation versteckt sein.
  2. Vergleich von verschiedenen Berichterstattungen – Schauen Sie, welches Medium noch darüber berichtet hat und wie wurde der Sachverhalt hier dargestellt?
  3. Überprüfung der Quellen – Hinterfragen Sie die Abstammung der Informationen. Bei Webseiten sollte man immer das Impressum ansehen.
  4. Clickbait-Schere – Überprüfen Sie, ob Foto, Video und Text tatsächlich im Kontext stehen. Hier empfiehlt es sich, etwa eine Bildsuche zu starten – In welchem Rahmen wurde das Foto/Video aufgenommen?
  5. Fragen Sie eine/n Fach-Experten/in!

„Sie sehen also, wir gehen allgemein gesehen recht klassisch vor“, fügt Wolf hinzu.

Die Systematik hinter Fake News erkennen

„Im Unterschied zu Mimikama konzentriere ich mich auf die klassischen Medien und untersuche hier die Systematik des Journalismus“, erklärt uns Medienpädagoge Tom Beyer.  Von Online-Artikeln über TV-Berichten bis hin zu klassischen Zeitungsartikeln – Manipulation macht auch vor gut etablierten Medienunternehmen nicht halt, zeigt uns der Medien-Forensiker auf. „Sogar seriöse Suchmaschinen filtern über bestimmte Roboter-Algorithmen Informationen und bestimmen somit, was wir konsumieren dürfen und was nicht“, so Beyer.
Eines können aber beide unterschreiben: Jugendliche sind im Allgemeinen nicht anfälliger für Fake News als Erwachsene. „Es geht um das eigene Weltbild und, dass man auch andere Ansichten zulässt. Nur so gelingt ein kritischer Blick auf die Medienberichterstattung und letztendlich die Unterscheidung zwischen Wahrheit oder Fake“, sind sich Andre Wolf und Tom Beyer am Ende des Gesprächs einig.