Nicht Home-Schooling, sondern Fernunterricht ist die Devise
Alexandra Virtanen ist Lehrkraft für Deutsch als Herkunftssprachenunterricht in der finnischen Stadt Turku. Dort gibt es den Begriff Home-Schooling nicht, vielmehr wird von "Fernunterricht" gesprochen. Die Deutschlehrerin erzählt uns, auf welche Weise finnische Schulen nun von der Regierung unterstützt werden, wie Fernunterricht in Finnland organisiert wird und wie hilfreich das digitale Klassenbuch WILMA in Zeiten von Corona ist. Diese und noch viele weitere interessante Details aus dem finnischen Bildungssystem erfahren Sie in dieser edustory Ausgabe!
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Die Lehrkräfte sind für das Lehren zuständig, nicht die Eltern
Alexandra Virtanen hat ihren Deutschunterricht bereits komplett auf Fernunterricht umgestellt . Das funktioniere überraschend gut, da die Kinder die digitalen Geräte, Programme und Medien bereits gewohnt sind, erfahren wir von der Deutschlehrerin.
"Bei uns sind die LehrerInnen dafür verantwortlich, dass der Unterricht stattfindet und ordentlich organisiert wird, auch für den Inhalt, also das Lehren", verrät uns Alexandra Virtanen. Man trifft sich online und es wird neuer Stoff besprochen, es werden auch Tests geschrieben. Die Aufgabe der Lehrkräfte ist es, dafür zu sorgen, dass niemand dabei unterwegs verloren geht. Der Fernunterricht war auch bereits etabliert.
Jede/r Schüler/in verfügt ab der 3. Klasse über ein eigenes Endgerät
In der Stadt Turku werden die entsprechenden Geräte verliehen, ab der dritten Klasse gibt es Tablets, ab der 7. Klasse bekommen die SchülerInnen eigene Laptops, die sie auch mit nach Hause nehmen. Der "digital gap" sei eigentlich nicht so sehr das Thema - es werde in der momentanen Ausnahmesituation jetzt auch möglichst schnell versucht, die kleineren Kinder der ersten und zweiten Klassen mit Geräten auszustatten. Die Schüler der gymnasialen Oberstufe müssen jedoch selbst für ein entsprechendes Endgerät sorgen. "Die Unterschiede hinsichtlich digital gap gibt es dann eher bei den Endgeräten, da verfügen dann manche SchülerInnen über High-End-Geräte und andere wiederum können sich das nicht leisten", meint Virtanen.
WILMA - das Programm für Lehrkräfte, Schüler und Eltern bringt jetzt große Vorteile
Dieses Programm ist in Finnland schon seit einigen Jahren fester Bestandteil des Schulalltags und funktioniert wie ein digitales Klassenbuch. Es gewährleistet, dass die Schulen mit den Erziehungsberechtigten in Kontakt bleiben. "Hausaufgaben, Bewertungen, Jahresendnoten oder Testergebnisse werden hier eingetragen, aber auch, wenn jemand nicht pünktlich zum Unterricht erschienen ist", erklärt Virtanen. Gleichzeitig macht es auch den Schüler als Person mit seinen Leistungen und Kompetenzen für andere Lehrkräfte transparenter. "WILMA hilft uns jetzt auch enorm in Zeiten von Corona", ist Alexandra Virtanen überzeugt, da die SchülerInnen die LehrerInnen mit Hilfe dieser App auch sehr schnell und unkompliziert erreichen können.
Matura-Fächer sind alle digital
Eine weitere Besonderheit in Finnland ist die digitale Matura, bei der die Prüflinge ihre eigenen Laptops mitbringen und die gesamte Prüfung am PC durchführen. "Untersuchungen müssen jedoch erst zeigen, ob die Ergebnisse so gut sind als früher", meint Alexandra Virtanen.
"Meine Vorbereitungszeit hat sich verdreifacht"
Die Umstellung auf Fernunterricht bedeutet für Alexandra Virtanen auch wesentlich mehr Vorbereitungsaufwand - aber: "Die längeren Arbeitstage haben mich persönlich nicht belastet, ich finde es schön, neue digitale Sachen auszuprobieren. Aus der Komfortzone herauszutreten stärkt mich ja auch als Lehrperson!"
Alexandra Virtanen betreibt auch einen eigenen Blog über ihren muttersprachlichen Deutschunterricht in Turku: https://maideutschinturku.wordpress.com/ - für alle, die noch mehr darüber erfahren möchten :)