European Schoolnet über die wichtigsten Corona-Erkenntnisse anderer Länder

Wie hat sich die Corona Krise auf den Schulunterricht in anderen europäischen Ländern ausgewirkt? Wie sind diese Länder mit der Krise und deren Herausforderungen umgegangen und gibt es gemeinsame Erfahrungen, die in dieser herausfordernden Zeit gemacht wurden? Diesen Fragen sind wir in der neuesten Folge von Edustories nachgegangen, wo wir uns mit Dr. Elena Shulman, Digital Content and Semantic Interoperability Expert vom European Schoolnet unterhalten haben.

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Um die Erfahrungen anderer Länder während der Corona-Pandemie im schulischen Bereich sichtbar zu machen, wurde ein virtueller Austausch zwischen verschiedensten Ländern organisiert. Am Erfahrungsaustausch haben unter anderem Italien, Griechenland, Rumänien, Irland, Deutschland und Belgien teilgenommen.

PädagogInnen haben zu wenig Digital-Expertise 

Die Länder, die am Austausch beteiligt waren, waren unterschiedlich stark von der Corona-Pandemie betroffen - es gab Länder wie Italien mit sehr hohen Infektionszahlen und Länder, die einen „digitalen Vorsprung“ hatten, welchen sie in der Corona-Krise nutzen konnten. Dennoch wurde im virtuellen Austausch vor allem eine große Gemeinsamkeit klar, nämlich, dass der Großteil der Pädagog*innen vor der Corona-Krise noch keine Digital-Expertise hatte:

Grundsätzlich waren die Pädagog*innen nicht „digital savvy“. Die meisten waren es laut Dr. Elena Shulman vom European Schoolnet nicht gewohnt, Unterrichtsmaterialien online zu vermitteln oder gar online zu unterrichten. Obwohl in den Ländern eine digitale Infrastruktur, wie etwa schnelles Internet, vorhanden ist, stellte die Benutzung von innovativen Online-Tools doch den ein oder anderen vor große Herausforderungen!

Teacher Helpdesks werden gefordert

Als eine sehr wichtige Erkenntnis auf europäischer Ebene könnte man deshalb die Notwendigkeit der Unterstützung der Pädagog*innen bezeichnen. Die Einführung von sogenannten „Teacher-Helpdesks“ war eine Zukunftsvision, die sich gleich mehrere Länder wünschen würden.

Ein robustes Helpdesk-System, wo sich Pädagog*innen untereinander austauschen können, Inhalte teilen können und die Möglichkeit haben zu reagieren und einander zu unterstützen - das sei laut Shulman in Zukunft elementar für das Gelingen moderner Unterrichtsmethoden.
Auch Regierungen müssten in die Verantwortung gezogen werden. Das reine zur Verfügung stellen von Online Lernplattformen, die dann von den Lehrenden mit Inhalten befüllt werden müssen, sei nicht genug, es brauche praktische Unterstützung und laufenden Austausch!

Persönlicher Austausch auch in der digitalen Zukunft von Bedeutung

In Italien und Griechenland beispielsweise hat die Regierung Möglichkeiten zur Zusammenarbeit geschaffen, wo Lehrende sehr schnell ihre Ressourcen miteinander teilen konnten. Unterrichts-Erfahrungen wurden zum Teil auf Video aufgenommen und via Webinar geteilt, was wiederum anderen Pädagog*innen Zeit gespart und geholfen hätte. Ein Peer-to-Peer Austausch, ein Austausch von Mensch zu Mensch, sei laut der European Schoolnet Expertin nach wie vor das, was sich Lehrende wie Schüler*innen wünschen würden. Denn die Hauptunterstützung, die sich Lehrende wünschen würden, sei jene von anderen Lehrenden! Auch im digitalen Zeitalter werden Lehrer-Communities wichtig bleiben, waren sich die Länder einig. Denn in „geschütztem“ Raum seien die Pädagog*innen weniger befangen, Fragen zu digitalen Inhalten zu stellen - etwas, womit gerade die ältere Lehrer*innengeneration immer wieder Probleme hat. 

Die Regierungen müssen deshalb vielfältigere Möglichkeiten entwickeln, um die Lehrkräfte am Weg in die digitale Zukunft zu unterstützen.
Ein Vorreiter sei hier Griechenland, denn hier wurde eine bestehende Infrastruktur sehr innovativ genutzt: Unterrichtsstunden wurden den Schüler*innen nicht nur online, sondern auch via Fernsehen zur Verfügung gestellt.

Digitale Infrastruktur und Vorantreibung der Digitalisierung

Um auf akute Herausforderungen wie die Corona-Krise überhaupt reagieren zu können, brauche es laut Shulman schon davor eine gute, digitale Infrastruktur - etwas, was in manchen Ländern durchaus Verbesserungspotenzial hat.

Die EUN möchte deshalb jetzt auf der Grundlage der gemeinsamen Erfahrungen der Länder, eine groß angelegte Studie von Pädagog*innen durchführen. Vorherrschende Themen werden z.B. sein, wie ihre Unterrichtspraktiken und Methoden aussehen, was verbessert werden könnte und wie neue, innovative Lernszenarien aussehen könnten.

In Zukunft wolle man sich verstärkt auf das konzentrieren, was gelernt wurde und neue Lernszenarien entwickeln, die zum einen für Pädagog*innen und Schüler*innen funktionieren, die aber auch - je nach Situation - flexibel anwendbar sind.  Abschließend könne man sagen, dass die Corona-Krise den Schulen zwar sehr viel Flexibilität abverlangt hat, jedoch einen wesentlichen Digitalitätsschub nach vorne gebracht hat.

Über das European Schoolnet 

Das European Schoolnet (Europäisches Schulnetz) ist ein Netzwerk von 34 europäischen Bildungsministerien mit Sitz in Brüssel. Das Ziel dieses Netzwerks ist, die Nutzung von innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien im Bildungswesen auf europäischer Ebene zu fördern, sei es durch Projekte, Kampagnen, Weiterbildungsangbote, Wettbewerbe oder durch den Kommunikations- und Informationsaustausch auf allen Ebenen des schulischen Bildungswesens.

European Schoolnet - Transforming education in Europe: www.eun.org